Thorasch

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Die Geschichte des Thorasch Steinbrecher, Sohn des Xamor und Draorla aus dem Hause der Steinbrecher in Throl´dra´Toins´Stadt im Berg Tirin, Beschützer und Hüter Tirins

Mein Name ist Thorasch Steinbrecher, aus dem Hause der Steinbrecher in Throl´dra´Toins´Stadt, einer ruhmreichen, riesigen Stadt gut 3000 Zwergische Fuß unter dem Berg Tirin inmitten des Westmassivs meiner Heimat, die ihr „Großer Rücken“ nennt. Leider kümmert das diejenigen, die ich hier in die Hallen ihrer Ahnen zurückschicke, einen feuchten Dreck.

Nun zu meiner Geschichte:

Frühe Kindheit

Ich entstammte der glutheißen Esse von Xamor und seiner Frau Draorla Steinbrecher, einem angesehenen Kriegerpaar im Klan der Steinmetze. Anscheinend gerade rechtzeitig erkannten die Alten den Zorn und die Wut eines wahren Hammerhand in meinen Augen und schickten mich mit nur 22 Wenden nach Tirin´Drag (Drachenfels bei Tirin), jener alten Feste am Rande meiner Heimat. Ich ging nur allzu gerne, hatte ich doch mit nahezu jedem in etwa Gleichaltrigen meiner Sippe schon irgendeinen Streit angefangen. Meist ging es um die besondere Gabe, die den meisten Zwergen von Brindosch in die Wiege gelegt worden war. Schnell wurde deutlich, dass ich zu keinem der in Throl´dra´Toins´Stadt erlernbaren Berufe geboren war. Spott und Hohn bezahlte jeder mit Blut und gebrochenen Knochen. Zum Glück hielt mein Vater stets zu mir und konnte größere Fehden immer rechtzeitig abwenden, jedoch hatte ich den Eindruck, dass alle Beteiligten froh über meine Abreise waren.

Weg zur Feste

Der Weg in die Feste war ein zweiwöchiger Aufstieg in die höchsten Höhen im Berg Tirin. Auf dieser Reise lehrte mich ein alter einäugiger Hammerhand, anscheinend ein Bote aus der Kriegerschule, die ersten alten Schriftzeichen der Erbauer meiner Heimat. Die Feste selbst war vor über 3500 Wenden der Einstieg des Klans der Steinmetze in den Berg Tirin. Von dort aus gruben sich die Zwerge immer tiefer in das reiche Gestein und stießen auf sagenhafte Schätze wie auch auf große Gefahren und Herausforderungen. Mit den Jahrhunderten und den Entdeckungen von immer größeren Höhlen, sowie von Gold-, Erz- und Silberadern vergaßen sie den Ausgang hoch oben am Berg. Ihre blinde Gier nach mehr wurde von Brindosch hart bestraft: Eine kleine Schar Schwarzer Drachen fiel in die Gänge ein und wütete unter dem Volk. Da noch kein Verbindungstunnel zu anderen Zwergenstämmen gebrochen war, konnte der junge Stamm der Steinmetze auf keine schnelle Hilfe aus seinem Volk hoffen und war auf sich alleine gestellt. In blutigen Kämpfen unter hohen Verlusten konnten drei der mindestens sieben Drachen getötet werden, die restlichen wurden den langen Weg hinauf in einer achttägigen Schlacht immer weiter zurückgedrängt, bis sie schließlich aus dem alten Eingang hinausgetrieben wurden. Die Überlebenden sorgten sogleich für ein wahres Bollwerk gegen einen erneuten Angriff und gründeten für diesen Zweck die Schule der „Wächter Tirins“, einer der wenigen Kriegerschulen des großen Rückens, die die Elitekrieger unseres Volkes, die so genannten „Hammerhände“ ausbilden dürfen.
Ich glaubte dem alten Mann kein Wort.
Derart sagenhafte Geschichten erzählten die Alten bei den Feierlichkeiten zu Ehren der Erbauer der Haupthalle oder nach den Zeremonien für unseren Gott Brindosch. Einziger Zweck dieser Geschichten war es meiner Meinung nach die jungen Zwerge von den unerschlossenen Höhlen der Stadt fern zu halten…

Ich verschloss meine Augen und mein Herz vor den Geschichten des alten Mannes, bis ich in einer großen Höhle eine frei stehende steinerne Treppe hinaufstieg, die abrupt endete. Ein dickes Seil verband die Treppe mit einem höher gelegenen Absatz. War dieser erklommen, fehlten kurz darauf Teile der Stufen. Es schien, als wären sie wie Wachs geschmolzen und darauf in die Tiefe der Höhle hinab geflossen. Grauenhafte Szenerien spielten sich vor meinem inneren Auge ab und ließen mich erschaudern. In einem anderen etwas engeren Gang wies der alte Mann, geheimnisvoll mit dem Auge blinzelnd, beiläufig auf ein paar fingerdicke Rillen im Stein. Drei an der Zahl, rechts wie links. In den letzten beiden Tagen unserer Reise bemerkte ich, dass die Gänge mit wesentlich größerer Sorgfalt in den Stein getrieben worden waren, und dass die kapellenartigen Nischen in den Höhlensystemen zwischen den Gängen Steinskulpturen beherbergten. Nicht nur einmal erschrak ich vor einer steinernen Statue eines Trolls oder eines Drachen, was mir schmähendes, lauthalses Gelächter meines Führers einbrachte, welches zu allem Ärger in den Gängen und Höhlen gar nicht enden wollte. Die Wände verwandelten sich von grob behauenem Stein in glatten Fels mit eingehauenen Nischen und Wehrgängen. Feine Mosaike waren an Boden und Wänden eingefügt und handelten von Bergbau, dem Kampf gegen Drachen und dem Schmiedehandwerk. Unsere Reise endete vor einer gewaltigen eisernen Tür, die wie ein Keil mit der Spitze von uns weg in den Fels gehauen schien. Ein mir unverständliches Gemurmel alter zwergischer Worte meines Begleiters lies Ketten rasseln und Räder ächzen, bis sich Finger für Finger die eisernen Flügel öffneten.

Die Ausbildung

Der Empfang war ebenso unspektakulär wie die ersten fünf Wenden in der Feste Tirin´Drag. Hartes Training und bedingungsloser Gehorsam gegenüber einem immer unzufriedenen Hauptmann wurde zu meiner ersten Pflicht. Die kleinen funktionalen Räume der Feste entsprachen genauso wenig meinen Erwartungen wie die monotone, harte Arbeit, der wenige Schlaf und das miserable Essen. Nach dieser Zeit wurde einer der insgesamt 12 Anwärter ausgewählt, um mit der eigentlichen Ausbildung, dem Kampf mit Hammer und Schild, anzufangen. Alle anderen, darunter leider auch ich, wurden für weitere drei Wenden vertröstet.
Ich war nicht bereit, beim nächsten Mal wieder abgewiesen zu werden und trainierte daher härter und länger als alle anderen. Nach den drei Wenden war aus mir ein stattlicher, für knapp 30 Wenden recht kräftiger junger Grauzwerg geworden. Der Tag der Wahl kam und es wurden drei der verbleibenden elf in die weitere Ausbildung geschickt; ich war nicht darunter.
Ich raste vor Wut und reagierte mich in freiwilligen Mienenarbeiten ab. Als das nach einigen Wochen keine Abhilfe schaffte, stahl ich mich nachts davon und untersuchte neue, frei gelegte Gänge und Höhlen. Jeder Steinschlürfer, Guluhr oder auch Grottensalamander, der vor meine Spitzhacke kam, wurde für die Ungerechtigkeit, die die Hauptmänner und Ausbilder an mir begangen hatten, bestraft. In der Einsamkeit der Stille, unterbrochen von dem Brutzeln des Fleisches, das ich selbst erlegt hatte, wurden mir die Höhlen und Gänge vertraut.
Die verbleibenden Anwärter wurden auf mich aufmerksam, versuchten mich zu beruhigen und wollten mich überreden, nicht wieder in die gefährlichen Höhlen zu gehen. Einem kam sogar in den Sinn, einem Ausbilder von meinen nächtlichen Ausflügen zu berichten. Zu meinem Besten, versteht sich. Er bezahlte den versuchten Verrat mit dem mir wohl vetrauten knackenden Geräusch seines Kiefers und einer für alle Zeiten verunstalteten, kleinen, dicken Nase. Auf diese Weise ging auch diese Zeit vorbei. Ich redete fast nichts mehr, verscheuchte meine Mitbewerber mit meinen übernächtigten zornigen Blicken, machte des tags meine Arbeit und entdeckte des nachts auf meinen Streifzügen immer neue interessante Dinge, darunter sogar ein frisches Gelege von Eisenwürmern und einen jungen Steinfresser.
Beide Wesen sind fast schwarz gebraten recht lecker.
Fast trotzig und recht teilnahmslos ließ ich die nächste Wahl von Auserwählten über mich ergehen. Einer nach dem anderen wurde ausgewählt und stolzierte an mit vorbei aus dem Raum.
Ich blieb als einziger zurück.
Alle Hauptmänner und Ausbilder verließen den Raum. Alle, bis auf den alten, einäugigen Zwerg, der mich vor fast zwölf Wenden aus Throl´dra´Toins´Stadt abholte und in dieses Loch steckte. Ich war mir sicher, dass er gekommen war, um mich als gescheiterten Zwerg wieder in meine Heimatstadt zurückzuschicken. Ich hatte damit Schande über meine ganze Sippe gebracht und wäre in diesem Moment beinahe in den Freitod gegangen, als er mit leiser und doch bestimmender Stimme sagte:
„Also gut, Thorasch Steinbrecher, Xamors Sohn, lass uns beginnen.“

Anwärter auf den Titel "Behüter Tirins"

Die meisten der andern Anwärter waren nach Hause geschickt worden, nur zwei andere waren zu anderen Kriegerkasten rings um Tirin geschickt worden, um zu Armbrustern oder zu Feuerwachen ausgebildet zu werden. Ich war der einzige in diesem Doppeljahrzehnt, der auserwählt wurde, als ein „Behüter Tirins“ ausgebildet zu werden.
Der „alte einäugige Bote“ entpuppte sich als ein Meister im Umgang mit Hammer und Schild. Er war der Ausbilder der letzten 27 „Behüter Tirins“, demnach der letzen 540 Wenden. In der gesamten Feste war nur er selbst einer der wenigen hundert Hammerhände, fünf weitere waren tatsächlich in den Rang eines „Behüter Tirins“ gehoben worden, der Rest waren „einfache“ Krieger.

Mein Meister, wie ich Tugbasch den Älteren, Gorogoschs Sohn, anzusprechen hatte, führte mich direkt zu den gewaltigen Haupttoren der Feste, baugleichen, wenn auch doppelt so großen Gegenstücken der kleinen Eisentüren in der unteren Ebene. Der Keil wies jedoch mit der Spitze in den Berg, konnte demnach von außen relativ leicht geöffnet werden. Kalt lächelnd strich mein Meister über den kühlen Stahl der Tore und mir wurde die Taktik bewusst, die die „Behüter Tirins“ mit diesem Bollwerk verfolgten. Ein kurzer Schauer ließ mich an die Treppe bei meinem Aufstieg zurückdenken und alle Muskeln in meinem Körper vor Freude zusammenzucken: Genau ein einzelner Drache soll mit diesem Bollwerk im Berg gefangen werden, damit er gezielt vernichtet werden könne. Ein fingerbreiter Ausguss würde das Blut des Drachens nach außen fließen lassen und so den Eingangsbereich vor den Toren rot färben. Die Drachen würden daraufhin blind vor Wut einer nach dem anderen in ihr Verderben drängen.

Tugbasch gab einem weiteren Zwerg ein kurzes Zeichen, der daraufhin in ein in den Felsen eingehauenes Horn blies. Meine Aufmerksamkeit richtete sich jedoch in diesem Moment gebannt auf die gewaltigen Flügeltore, die langsam aufschwangen und mir einen bislang noch nie bekannten Einblick eröffneten: Die Oberwelt!

Entgegen den Geschichten der Alten umfing mich angenehm kühle Luft und meine Augen wurden nicht verbrannt, sondern von tausenden kleinen Lichtpunkten gekitzelt. Eine sanft schimmernde graue Scheibe erhellte die weit entfernten Gipfel des Massivs und ein von ihnen umschlossenes, tiefer gelegenes Tal. Meine erste Aufgabe sollte lediglich darin bestehen, genau hier einen Tag an diesem Eingangsbereich zu verbringen und erst dann wieder Einlass zu ersuchen, wenn die graue Scheibe wieder genau am selben Ort stehe.

Die Scheibe ging, und all die Schmerzen und Qualen der Geschichten wurden wahr. Die Sonne verbrannte mir die Haut, ließ aus meinen Augen Wasser laufen und raubte mir schließlich fast den Atem. Dennoch forderte ich meine Augen heraus, versuchte trotz des Augenwassers zu sehen und entdeckte eine mir völlig unbekannte Welt voller Farben und unheimlicher Weite. Dennoch empfing ich tief dankbar die Kühle der Nacht und sprach kurze Dankworte an Brindosch; die ersten seit über vier Wenden. Die nächste Reise führte mich bei Nacht in das von Bergen umschlossene Tal. Es glich einem gewaltigen Krater von knapp einer Meile Durchmesser und ermöglichte es einer guten Hundertschaft kleiner, schwächlicher Hügelzwerge, Ackerbau und Viehzucht zu betreiben. Die Aufgabe der „Beschützer Tirins“ war es, diese schwachen Brüder vor Angriffen zu beschützen und die umliegenden Gebirge mit Wachposten vor etwaigen neuen Drachenangriffen zu sichern. Im Gegenzug bekamen wir frisches Bier, Weizen und Erdfrüchte.

Neben den täglichen Übungen mit Hammer und Schild, wobei mein Meister besonderen Wert auf die Verwendung des Schilds legte, besuchten wir jeden der umliegenden Wachposten, erkundeten jeden Winkel des Tales und erschlossen manch neuen Weg, der auch von unseren Feinden hätte genutzt werden können.

Kaum eine Wende später beschloss mein Meister, sich auf den Weg zu den Steinbrüchen des Targosch zu machen. Ein alter Freund bräuchte seine Hilfe. Ich bat ihn, mich mitzunehmen, was er jedoch vehement ablehnte.

Die Steinbrüche des Targosch

Da ich noch nie ein Freund schneller Abweisungen war, beschloss ich, ihm heimlich zu folgen. Ich weiß nicht, ob er mich absichtlich erst nach gut einer Woche Marsch durchs Gebirge ertappte, oder ob ich tatsächlich so geschickt und unbemerkt hinter ihm herreisen konnte. Auf jeden Fall waren wir für eine gemeinsame Rückreise zu weit von der Feste entfernt und das Ziel schon zum Greifen nahe. Mein Meister ermahnte mich mehrfach, in den Steinbrüchen von Targosch niemanden zu vertrauen und sich immer in seiner Nähe aufzuhalten. Genauso schärfte er mir ein, dass er mich noch lange nicht für erfahren genug hielt, Kontakt zu Menschen oder Schlimmerem zu haben. Andererseits sprach er von wichtigen Erfahrungen, die ich zweifelsohne machen würde, um anschließend Gefahren besser einschätzen zu können.
Die Steinbrüche waren riesig und glichen den großen Hallen der Zwergenstädte, ohne Dach versteht sich. Überall dröhnte das vertraute Klicken und Rumoren von Eisen auf Stein und Stein auf Stein. Mein Meister lief geradewegs in ein erschöpftes Tal, das mittlerweile halb mit Wasser aus der Luft gefüllt worden war. Um den kleinen See herum waren Bretterverschläge errichtet und boten kaum 50 Steinmetzen Platz für die Nacht. Er befahl mir, genau hier auf ihn zu warten und ging einen kleinen schmalen Pfad abwärts auf das kleine Dorf zu.
Diesmal wollte ich auf meinen Meister hören, doch irgendwie kam wieder etwas dazwischen. Ein breiter Ochsenkarren wollte an mir vorbei, und da es verdammt eng auf dem Pfad war, blieb mir nichts anderes übrig, als vor dem Wagen ein ganzes Stück in Richtung Dorf hinab zu gehen. Einmal unten angelangt, waren es nur noch drei Steinwürfe bis zum Ortsanfang.
O hätte Brindosch mir da geholfen, wären mir etliche Prüfungen erspart geblieben!

Auf jeden Fall fand ich mich kurze Zeit später auf ächzenden Holzplanken wieder, die kreuz und quer an den meisten Häusern vorbeiführten. Auf der einen Seite lag der See, auf der anderen diese schlecht gehauenen Häuser.Ich erkundete ein gutes Stück, als ich auf der gegenüberliegenden Seite meinen Meister sah, der gemütlichen Schritts in eine von oben nicht einsehbare Höhle ging. Flankiert wurde er von zwei breitschultrigen Menschen und voran lief ein langer, schmächtiger in einer grauen Robe.
Irgendwie kam mir die Sache etwas seltsam vor, mir sträubten sich die Nackenhaare und ich bekam einen Geschmack in den Mund, den ich sonst nur kurz vor dem Kampf in den Höhlen vor meiner Ausbildung schmeckte. So schnell es meine kurzen Beine zuließen rannte ich zum Eingang in den Berg. Nach der letzten Ecke um ein Haus rannte ich beinahe einen der beiden Wachen um. Mit stinkendem Atem und stumpfen Zähnen gurgelten sie sich etwas zu und zogen ihre Waffen gegen mich!

Den ersten unbeholfenen Angriffen konnte ich spielend ausweichen, bis sie begriffen, dass ich kein einfach zu besiegender Gegner sein würde. Mein starker Rundschild hielt einem Angriff stand, während ich schnell herumwirbelte und mir ihre Knie vornahm. Einmal auf den Boden gestützt, rammte ich dem einen meinen Hammer in den Magen und dem anderen meinen Schild mitten in seine fauligen Zähne. Der erste blieb gleich liegen, während der andere heulend wie ein räudiger Hund kriechend das Weite suchte.

Der dunkle Magier

Ich führte Schild und Hammer eng an mich und betrat das mir vertraute Dunkel der Höhle. Meine Augen gewöhnten sich schnell an die Dunkelheit und ließen mich eindeutige Spuren meines Meisters und des Menschen entdecken. In einem Nebengang entdeckte ich alle beide. Ein aus Stein gehauener Riese ragte bis zur Hälfte aus dem Stein, ein anderer stand schon fertig daneben, ansonsten war die Höhle nahezu unbehauen.
Mein Meister sah und hörte mich nicht und voller Schrecken musste ich mit ansehen, wie er seinen Schild und den ehrwürdigen Kriegshammer, ein Zeichen seines Standes als Erster der Anführer der Beschützer Tirins, ablegte! Auf ein mir unverständliches Glucksen des Langen zog er sogar seinen Helm ab und legte ihr vor sich ab.

Ich schrie mit unbändiger Wut, was das hier in Brindoschs Namen sollte.

Der Mann drehte sich schnell um und blickte erst mit entsetzten, dann mit amüsiertem Gesichtsausdruck zu mir. Ein Leuchten in seinen Fingern erschien und ein heißer Strahl von Feuer raste aus seinen Fingern geformt auf mich zu! Mein Schild wendete einen großen Teil des Schadens ab, jedoch traf der Rest mich dennoch derart hart, dass ich am ganzen Körper erzitterte. Mit noch glühenden Kettengliedern packte ich meinen Hammer und rannte auf den Mann zu. Aus dem anfänglichen amüsierten Gesichtsausdruck wurde ein plötzlich erschrockener, verwundert leerer Blick. Mein Meister hatte hinter ihm wieder zu sich gefunden und das spitze Ende seines Kriegshammers dem Mann durch seinen Rücken getrieben, so dass die silberne Spitze durch seine Brust zum Vorschein kam.
Kein Blut war an der Spitze zu sehen.
Der Mann wirbelte mit erstaunlicher Kraft herum und schleuderte mit einer zu einer tierischen Kralle verwandelten Hand meinen Meister gut fünf Schritt durch die Luft. Den Kriegshammer immer noch in der Brust formte er mit seinen Händen ein seltsames Symbol und zeigte damit auf die fertige Steinstatue. Auf einen Wink begann der gewaltige Steinriese zu leben und stapfte langsam auf meinen Meister zu.
Ich tat das einzig Richtige, was ich in diesem Moment hätte tun können. Ich warf den Hammer in hohem Bogen zu meinem Meister und ging in einen Sturmangriff gegen den hageren Mann über. Mit einem gemeinsamen Schrei „Für Brindosch!“ wandte sich jeder Zwerg seinem Gegner zu.
Mein Kampf war kurz, jedoch bin ich mir sicher, dass mein Meister mehr Erfolg hatte.
Der Mann kümmerte sich nicht um die harten Schläge mit der einen geschliffenen Schildkante, er ignorierte sogar den breiten Dolch, den ich aus meinem Stiefel zog. Jeder Angriff schien an einer weißen Mauer kurz vor dem Mann abzuprallen. Eine kleine schwarze Kugel entstand in seiner Hand und raste unvermittelt auf mich zu. Mein Schild und meine Rüstung vermochten es nicht, diese Höllenkugel zu stoppen und so drang sie tief in mein Herz ein; Stille und Nacht folgten unausweichlich.

Die Reise geht weiter

Es wurde wohl insgeheim beschlossen, dass es zu schade gewesen wäre, mich einfach auf der Stelle umzubringen. Ebenso wurde mit später bewusst, dass mein toter Körper den riesigen Margrakäfern, die den kleinen Tross begleiteten, immer noch als gute Nahrung gedient hätte. So wurde ich in einen flachen, viereckigen Käfig gesperrt, nackt bis auf meinen Gambeson, an Händen und Füßen gefesselt. Der Käfig wurde an die Seite eines großen, sandfarbenen Tieres gebunden. Einmal öffneten sich meine von Schlägen geschwollenen Augen und für einen kurzen Augenblick trafen sie sich mit denen des Söldners, der die Kante meines Schildes in der Höhle zu spüren bekommen hatte. Voller Verachtung, wie es bei den Zwergen nur bei schändlichen toten Gegnern der Fall ist, spie er mich an, lachte unverhohlen und trabte auf einem der Riesenkäfer an den Anfang des Trosses. Schweren Herzens wurde mir klar, dass mein Meister anscheinend nicht mit mir gefangen genommen worden war und dass der seltsame Mann ebenso nicht unter den Männern war.
Brindosch sei Dank, dass ich die Reise, ich weiß bis heute nicht wie lang sie war, überleben durfte. Auf einem mir völlig fremden Markt wurde ich von einem fetten, kahlköpfigen Mann gekauft und in eiserne Hand- und Fußfesseln gelegt. Erst da wurde mir bewusst, dass ich wie Vieh gehandelt wurde. Als Abschied brachte ich zweien aus dem Tross noch je eine gebrochene Nase und einem weiteren ein fehlendes Stück seiner Wade ein.

Die Arena

Der fette Riese brachte mich in die „Hölle Gilgardors“, in den so genannten „Sandsarg“ oder auch die „Arena der Gladiatoren“ in den Außenbezirken der Wüstenstadt. Kämpfer wurden hier gekauft, ausgebildet und aufeinander gehetzt, bis die Menge an Zuschauern genug Blut und Qualen zu sehen bekommen hatte. Tierkämpfe heizten die Menge besonders ein. Unschuldige wie Verbrecher wurden wild gemachten Riesenhyänen und Kraterlöwen zum Fraß vorgeworfen. Die Menschen, insbesondere der große Fette, unterschätzen mich bei meinem ersten Kampf und gaben mir eine einfache Holzkeule und ein Faustschild mit in die Arena.
Es heißt, den ersten Kampf in einer Arena wird man nie wieder vergessen.
Ein junger Schwarzer Riesenskorpion sollte durch einige „Vorkämpfe“ bis zu seiner vollen Größe wild gemacht werden.
Der heiße, von Vorkämpfen blutgetränkte Platz war eines guten Kampfes würdig, ebenso war der Gegner schnell und mit langen Klauen ausgerüstet. Jedoch hatte niemand mit der Kampfweise eines Zwergen gerechnet. Die Menschenmenge auf ihren Rängen wollte einen möglichst langen Kampf sehen, doch ich packte meine Waffen und rannte ohne Umschweife auf den Skorpion zu. Im Sprung zerschmetterte ich eine der beiden Scheren und kam direkt vor ihm auf die Füße. Der Schwanz schnellte unglaublich geschwind auf mich zu und bohrte sich kaum eine Hand breit neben meinem Herz in das kleine Faustschild. Ein weiterer Hieb trennte den Schwanz vom restlichen Körper. Währenddessen bekamen mich die Scheren zu packen und schnitten sich tief in mein Fleisch. Ich ignorierte jedoch den Schmerz und hieb weiter inmitten auf die kleinen weichen Mundwerkzeuge zwischen den Augen. Die Keule verfärbte sich gelblich und drang mit jedem Hieb etwas weiter in das weiche Innere dieses Monsters. Der Griff um meinen Körper lockerte sich langsam, bis der Skorpion schließlich sein Leben aushauchte.
Für einen Moment herrschte Stille in der Arena, bis ich meine Holzkeule hochriss und den wahrscheinlich längsten und abscheulichsten Fluch auf Zwergisch ihnen entgegenbrüllte. Die Menschen sollten wissen, dass ich das alles verachtete und so verfluchte ich sie in alter zwergischer Weise bis in die 4. Generation hinein.
Die Menge antwortete mit tobendem Beifall.
Völlig gleichgültig wegen der schieren Dummheit dieser Menschen ging ich von alleine wieder zum Gladiatoreneingang. Die Wächter, die dort bereit standen, sahen mich mit ungläubiger Miene und gehörigem Respekt an. Der fette Kerkermeister -gegen ihn wäre jeder Kampf direkter Selbstmord- führte mich in eine einzelne Zelle.
Mit den noch etwas sauber gebliebenen Teilen meines Gambesons verband ich notdürftig meine Wunden und riss den Stachel des Skorpions aus dem Faustschild. Die Holzkeule spaltete ich am Kopfende ein wenig und führte den Stachel dazwischen. Lederriemen aus Schuhen und Hose verbanden den Stachel und die Holzkeule zu einer zweckdienlichen, grausamen Einheit. Den Saft aus dem Stachel träufelte ich mir tropfenweise in den Mund und gab mich in der darauf folgenden Nacht dem Rausch des Giftes hin.

Die nächsten Kämpfe brachten mir neben dem völlig idiotischen Gejohle der Menge auch einige andere Annehmlichkeiten. Das Essen wurde mir an die Gitter gebracht - andere mussten sich regelrecht darum prügeln - und ich konnte von den Gegenständen meiner besiegten Gegner einiges für mich verwenden. Darunter war ein passender Eisenhelm eines betrunkenen Gladiators, ein Panzerarm und die Beinkleider eines zu Zwergengröße verkrüppelten Kriegers und ein Schulterschutz aus Platte eines schwerfälligen Kriegers aus dem Norden. Meine Wunden schlossen sich schnell, und meine Wut gegen die Peiniger konnte ich gegen jeden Gegner in der Arena bestens loswerden.
Glücklicherweise schien der Kerkermeister und/oder die Leute in der Arena an meinen gewonnenen Kämpfen mehr Vergnügen als an meinem Tod zu haben, denn ich sah Kämpfe aus meinem Gefängnis heraus, die ich unter keinen Umständen hätte gewinnen können.

Den vierten Tag in Folge wurde ich mit Schlägen und widerlich stinkendem Unrat aus dem Schlaf gerissen. Die Eisernen Ketten hielten meinen Wutausbrüchen bislang stand, einmal jedoch wagte sich einer der Wachen einen Schritt zu nah an mich heran. Er bezahlte diese Unachtsamkeit mit seinem Ohr. Einen Tag vor meinem nächsten Kampf besuchte mich der Kerkermeister mit einer anderen Gestalt. Ich erkannte trotz meiner völlig übermüdeten Augen das vernarbte Gesicht sogleich als einen der Wachen, die vor der Höhle in Targoschs Steinbrüchen gegen mich gekämpft hatten. Der Kerkermeister nahm einen dicken Geldbeutel von dem Mann und lächelte zufrieden. Eine unmissverständliche Geste zeigte mir, dass Morgen mein letzter Kampf sein würde.

Die Nacht brachte wie immer Kühlung, konnte jedoch meine Wut vor dem Menschen nicht bändigen.

Weiterer Verlauf s. Heldengeschichte „Sima Aschadi bech Adid“